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Wie die Rosenthaler zu „Maikäfern“ wurden
In einer Zeit, in der es noch keine Fahrräder, für die Allgemeinheit, gab (Ende 19. Jahrhundert). Eilten alle Walzwerker, ob aus Peine oder anderen Orten, auf Schusters Rappen zur Arbeitsstelle. Arbeiter aus den Dörfern bei Vechelde und Wahle mussten schon um 3 Uhr in der Frühe aus den Federn kriechen, um rechtzeitig um 6 Uhr die Arbeit zu beginnen. Waren sie nach zwölfstündiger Arbeit in die Heimatorte gegen 8 oder 9 Uhr abends zurückgewandert, hieß es bei den meisten noch, ihr ein bis zwei Morgen Pachtland zu bewirtschaften.
Ein besonders starkes Kontingent an Walzwerkarbeitern stellte Rosenthal. Die Einwohnerschaft dieses Ortes setzte sich von jeher, bedingt durch die sehr kleine Feldmark und den großen Anteil des Gutslandes daran, zu einem auffallend großen Teil aus Handwerkern und Arbeitern zusammen. Im letzten Jahrzehnt des ausgehenden 19. Jahrhunderts eilten Tag für Tag die Rosenthaler Walzwerker in größeren und kleineren Gruppen dem Walzwerk zu und kehrten abends müde zum heimischen Herd zurück.
Bis eines Tages im April 1896 der Stellmacher Bartels in Rosenthal in einer Sternstunde zwei Fliegen mit einer Klappe schlug:
Er baute einen Omnibus, schmal und lang, aus Tannenholz. Der Maler versah ihn mit einer gelbbraunen Farbe, so dass er, schön lasiert und gemasert, wie aus Eichenholz gebaut aussah. Er sollte, bespannt mit Pferden, die Rosenthaler Walzwerker morgens zur Arbeit fahren und abends abholen. Damit wurde den Walzwerkern der Fußmarsch abgenommen und zum anderen dem Fuhrunternehmer Bartels eine, nach damaliger Ansicht, unversiegliche Einnahmequelle erschlossen.
Bald begannen die Fahrten nach Peine. Haltestelle Herrenhäuser Bierhalle, in der Braunschweiger Straße. Ziemlich geschlossen strömten die Rosenthaler durch das Pförtnertor 1 des Walzwerkes. Das war im Mai, als die Maikäfer schwärmten. Und so kam es, dass irgendeiner der anderen Walzwerker, der den maikäferähnlichen Wagen und den Schwarm der auf das Pförtnerhaus zustrebenden Rosenthaler sah, spöttisch ausrief: „Da kommen die Maikäfer!“
Dieser Spitzname ging in jenen Maitagen des Jahres 1896 wie ein Lauffeuer durch die Orte!
Angeregt durch Rosenthal führten bald auch andere Gemeinden wie Stederdorf, Meerdorf, Vöhrum, diese Pferdeomnibusse ein. Die Einführung des Fahrrades in den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende machte aber all diesen Pferdeomnibusbetrieben ein Ende.
Der in der Wappenbeschreibung gegebene Hinweis, dass der damalige Gesangverein Rosenthal
gegen Ende des 19. Jahrhunderts damit begann, einen Maikäfer an einem Schild am Festwagen
zu zeigen, fügt sich -
War es wirklich das Jahr 1896, als der Spitzname zum ersten Male ausgesprochen wurde?
Diese Frage steht zur Diskussion. Wer meldet sich zu Wort?
So ergibt es sich, dass der Rosenthaler „Maikäfer“ 1996, im Mai, 100 Jahre alt geworden ist.
Die andere Meinung, die die Herkunft in noch ältere Zeiten zurückverlegt und sie mit dem übermäßigen Vorkommen der Maikäfer im Eichenwald des Gutsparkes (angelegt um 1854) begründen will, dürfte jetzt in einem anderen Licht erscheinen.